Kasseler bauen eine Schule in Nigeria

„Wir, ein neuer Förderverein an der Fatima-Gemeinde in Kassel-Wilhelmshöhe, haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Wir bauen einen Kindergarten und eine Schule in Nigeria, meinem Heimatland,“ sagt Dr. Innocent Oyibo, Pfarrer in der Fatima-Gemeinde.

Obwohl Nigeria über großen Reichtum verfügt, bleiben viele Menschen arm, vor allem, weil es ihnen an Bildung fehlt. Den Anstoß zu dem Projekt gab Dr. Innocent Oyibo, Subsidiarpfarrer in der katholischen Fatima-Gemeinde in Kassel-Bad Wilhelmshöhe. Er stammt aus Nigeria und profitierte als Kind selbst vom Bildungsangebot, das mit Hilfe der Kirche ermöglicht worden war.

Mitglieder der Fatima-Gemeinde gründeten zu Jahresbeginn 2006 den UDAMA-Förderverein. „Udama“ heißt in der Sprache der Igala „gemeinsam“. Die Vereinsmitglieder wollen Bildung in Nigeria fördern. Ihr erstes Projekt war es, 90.000 Euro zu sammeln, um bis Mitte 2007 einen Kindergarten und eine Schule in Ayangba im nördlichen Nigeria zu errichten. Sie wollen auch andere Menschen von ihrem Ziel überzeugen und bitten um Unterstützung.

Bis zu 300 Kinder sollen in Kindergarten und Schule aufgenommen werden. Per Ausschreibung sollen schon bald 20 Lehrerinnen und Lehrer gefunden sein. Diese werden durch das Schulgeld von 10 Euro finanziert, das die Kinder monatlich zu entrichten haben werden. Pfarrer Oyibo hält dieses Schulgeld auch für Bauernfamilien für sozial vertretbar. Das Schuldgeld vermittele den Eltern und Schülern zudem das Gefühl, dass sie eine wertvolle Leistung erhalten und für die Schule sowie die Lehrerinnen und Lehrer Mitverantwortung tragen.

Kontakt

Förderverein UDAMA e.V.
Pfarrer Dr. Innocent Oyibo
Memelweg 19
34131 Kassel

Telefon
0561 37014
Email
Innocentoyibo@yahoo.com

Internet
www.udama.de

Pfarrer Oyibo bietet interessierten Spendern an, das Projekt, aber auch die politischen Verhältnisse in Nigeria, in einem Vortrag, sei es in einem Unternehmen, einer Schulklasse oder vor Vereinen vorzustellen.

„Wir können von Europa, von Deutschland, ja von Kassel aus etwas verändern in der Welt. Das ist eine Erfahrung, die auch uns hilft, indem sie uns unsere eigene Stärke vor Augen führt. Denn unsere Spende ist eben kein Tropfen auf den heißen Stein, wie die Vita unseres Pfarrers Innocent Oyibo und zahlreicher anderer Nigerianer beweist, die wir über ihn kennengelernt haben. Weil Christen in anderen Ländern ihren finanziellen Beitrag geleistet haben, konnten Jungen und Mädchen in Nigeria zur Schule gehen, um heute als Priester oder Lehrer, Ingenieure oder Ärzte die Welt im kleinen und großen zu verändern - nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch anderswo“, sagt Walburga Krappe-Weitfeld als stellvertretende Vereinsvorsitzende.

Nigeria überwand die Diktatur, aber nicht die Korruption

Circa 135 Millionen Menschen leben in Nigeria auf einem Territorium, das zweieinhalb mal so groß ist wie die Fläche Deutschlands. Doch so groß und stark Nigeria nach außen erscheinen mag, so zerrissen und verwundbar ist es im Inneren. Trotz des 1999 erfolgten Übergangs von einer Militärdiktatur zu einem demokratischen System herrschen weiterhin Korruption und Gewalt. Insbesondere im Ölfördergebiet des Niger-Deltas ist das Land von Stabilität weit entfernt.

Schulpflicht nur auf dem Papier

In Nigeria herrscht eine neunjährige Schulpflicht vom 6. bis zum 15. Lebensjahr. Die Einschulungsquote liegt bei 93%. Allerdings befinden sich Schulen und besonders Hochschulen in außerordentlich schlechtem Zustand. Hinzu kommen die geringe Motivation der Lehrkräfte und die enorme Zahl von Streiks wegen ausbleibender Gehaltszahlungen. Der Unterricht fällt zuweilen vollständig aus.

Da der Besuch öffentlicher Schulen schon längst nicht mehr gewährleistet, rechnen, schreiben oder lesen zu lernen, wächst vor allem in den Städten Lagos und Abuja die Zahl privater Bildungseinrichtungen, die versuchen, den Erwartungen der aufstrebenden Mittelschicht gerecht zu werden. In einigen Provinzen des Nordens sind viele christliche Schulen vom Staat zwangsweise übernommen worden. Es finden sich hier mehr und mehr Koranschulen. Die Analphabetenrate liegt bei circa 22,7% für Männer und circa 30,2% für Frauen.

Der Norden, wo die Schule entsteht, ist eine vergessene Region
Ayangba (mit ca. 100.000 Einwohnern) ist eine der Städte in Nigeria, in denen seit Jahren die Schulausbildung vernachlässigt worden ist. Zahlreiche Menschen dort haben keinen Zugang zu guter Bildung. Ayangba ist, was die Schulbildung angeht, eine der vergessenen Regionen im Norden Nigerias.

Nur 40% der Bevölkerung haben Zugang zu schulischer Bildung. Selbst die so genannten Staatlichen Schulen sind in einem erbärmlichen Zustand. Die meisten Schulen entstammen der Zeit der Missionare. Seitdem ist kaum etwas Neues gebaut worden. Hier hat der Staat auf ganzer Linie versagt. Selbst die Lehrer werden kaum bezahlt (monatlich umgerechnet 100 bis 200 Euro). Nicht selten treten sie in den Ausstand, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Die Kinder sind hier wieder die Leidtragenden.
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